50 Jahre Tibet-Institut Rikon

Seit 1961 nahm die Schweiz Tausende von tibetischen Flüchtlingen auf. Viele von ihnen wurden im Tösstal (ZH) willkommen geheissen, wo es für sie Unterkunft und Arbeit gab. Die Unternehmerfamilie Kuhn in Rikon realisierte aber schon früh, dass die heimatlos gewordenen Menschen auch ein geistliches Zentrum benötigten. In sorgfältiger Absprache mit Seiner Heiligkeit dem 14. Dalai Lama gründete und finanzierte sie deshalb das tibetische Kloster Rikon.

Das Hauptanliegen: die geistliche Betreuung tibetischer Menschen

Am 28. September 1968 wurde das Kloster in Rikon eingeweiht. Ein Abt und eine kleine Mönchsgemeinschaft von jeweils rund 10 Mitgliedern stellen seither die geistliche Betreuung der tibetischen Gemeinschaft in der Schweiz und in Liechtenstein sicher. Wichtig ist solche Betreuung vor allem bei Todesfällen und in schwierigen Lebenslagen. In Zusammenarbeit mit pädagogischen Fachkräften widmen sich der Abt und die Mönche jedoch ebenso den tibetischen Kindern und Jugendlichen, für welche regelmässig Buddhismus-Workshops durchgeführt werden. An buddhistischen Feiertagen versammeln sich viele tibetische Familien im Kloster Rikon zum gemeinsamen Fest.

Bildungsangebote für ein interessiertes Publikum

Mönchsgemeinschaft und Mitarbeitende des Tibet-Instituts bieten einem interessierten Publikum jedes Jahr rund hundert Veranstaltungen zu Themen der tibetischen Kultur und Religion an und erreichen damit jeweils etwa 2’000 Teilnehmende. Im Rahmen des überkonfessionellen Religionsunterrichts besuchen jährlich 20 – 30 Schulklassen das Kloster.

Eine Bibliothek zur Weitergabe des kulturellen Erbes

Im Laufe der Jahre wurde im Tibet-Institut eine wissenschaftliche Bibliothek aufgebaut, die heute gut 12’000 Titel und auch zahlreiche Filme, Tonträger und Fotoarchive umfasst. Ihr Schwerpunkt ist der tibetischen Geschichte, Kultur und Religion gewidmet, umfasst aber auch die Geschichte der Tibeter in der Schweiz. Sie dient der Bewahrung des geistigen Erbes Tibets, bildet eine Basis für wissenschaftliche Arbeiten und ist heute als Teil des universitären Zürcher Bibliothekenverbunds elektronisch für jedermann zugänglich.

Das Projekt «Science meets Dharma»

Auf Anregung S.H. des Dalai Lama beteiligt sich das Tibet-Institut seit 17 Jahren an den Bemühungen, Nonnen und Mönchen in den tibetischen Exilklöstern in Indien, aber auch in Rikon selber, mit naturwissenschaftlichem Denken vertraut zu machen. Schweizerische Lehrpersonen, unterstützt von tibetischen Übersetzern, unterrichten in zahlreichen Exilklöstern. Das Projekt trägt den Namen «Science meets Dharma» – «Naturwissenschaft und buddhistische Lehre begegnen sich». Dahinter steckt der Gedanke, dass der tibetische Buddhismus auch für andere Denkweisen offen sein muss, wenn er überleben und sich weiter entwickeln soll. Gleichzeitig wird aber auch die westliche Welt bereichert, wenn sie sich mit buddhistischen Auffassungen auseinandersetzt.

Rechtsform und Finanzierung

Rechtlich ist das Tibet-Institut Rikon eine gemeinnützige Stiftung. Seine Mittel stammen von Einzelpersonen, Firmen oder von anderen Stiftungen. Rund 10 % des Jahresbudgets werden von tibetischen Familien in der Schweiz beigesteuert.